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Durch die Aufrufe mancher türkischer Politiker, den Museumsstatus  der Kirche Hagia Sophia neu zu überdenken, bin ich zutiefst besorgt.

Diese im VI. Jahrhundert zur Ehre Christi des Erlösers erbaute Kirche bedeutet viel für die ganze Orthodoxie. Und der Russischen Kirche bleibt sie insbesondere teuer. Als die Gesandten des Großfürsten Wladimir die Schwelle dieser Kirche betreten hatten, wurden sie von der Faszination ihrer  himmlischen Schönheit ergriffen. Als der hl. Wladimir ihre Erzählung gehört hatte, ließ er sich und die Rustaufen, die im Anschluss an ihn in eine für sie neue geistige und historische Dimension – in die christliche Zivilisation – eingetreten war.

Über viele Generationen wurde uns die Begeisterung für die Errungenschaften dieser Zivilisation weitergegeben, deren Teil wir nun sind.  Und eines ihrer ehrfürchtig verehrten Symbole war und bleibt die Hagia Sophia. Ihr Bild ist in unsere Kultur und Geschichte fest eingeprägt. Es inspirierte  unsere Baumeister in Kiew, Nowgorod, Polotsk – in allen wichtigen Zentren des geistigen Werdens der Alten Rus’.

 In der Geschichte der Beziehungen zwischen der Rus’ und Konstantinopel gab es unterschiedliche Perioden, manchmal auch sehr schwierige. Aber gegenüber jedem Versuch, das tausendjährige geistige Erbe der Kirche von Konstantinopel zu demütigen und zu schänden, empfand und empfindet  das russische Volk Bitternis und Empörung. Eine Gefahr für die Hagia Sophia ist eine Gefahr für die gesamte christliche Zivilisation, und zwar für unsere Spiritualität und Geschichte. Bis heute ist die Hagia Sophia für jeden russischen orthodoxen Gläubigen ein großes christliche Heiligtum.

Es ist die Pflicht eines jeden zivilisierten Staates, das Gleichgewicht zu wahren: die Widersprüche in der Gesellschaft zu versöhnen, aber nicht zu verschärfen; die Einheit der Menschen zu fördern und nicht die Trennung.

Die Beziehungen zwischen der Türkei und Russland entwickeln sich heute dynamisch. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bevölkerung Russlands mehrheitlich orthodox ist. Deshalb wird das, was mit der Hagia Sophia möglicherweise passieren wird, im russischen Volk einen tiefen Schmerz hervorrufen.

Ich hoffe auf Besonnenheit der türkischen Staatsführung. Die Bewahrung des heutigen neutralen Status der Hagia Sophia, – eines der größten Meisterwerke der christlichen Kultur, einer der symbolträchtigsten Kirchen für Millionen Christinnen und Christen weltweit, — wird der weiteren Entwicklung der Beziehungen zwischen Russland und der Türkei dienen, sowie der Stärkung des interreligiösen Friedens und der Eintracht.